Wir halten einen Moment inne und werfen einen Blick auf die Zahlen der ersten drei Betriebsjahre von Vinokilo.
Es wurden insgesamt 100 Tonnen (100.000 kg) Kleidung gerettet. Das entspricht mehr als 315.000 Kleidungsstücken, die ein neues Leben erhalten haben (durchschnittlich ein Sack 22 kg mit 66 Artikeln).
(Aktualisierte Zahlen am 15. Januar 2019).

"100 Tonnen" ist eine Zahl, die für einige von euch klein erscheinen mag, für andere rießengroß. Für uns ist es eine Zahl, die wir als Ausgangspunkt betrachten. Ein Ausgangspunkt, der angibt, wofür wir bei Vinokilo stehen.

"Wir haben Vinokilo gegründet, um den Leuten die Möglichkeit zu geben, Secondhand-Kleidung als Firsthand Fashion zu kaufen."

Das heißt jeder (egal, auf welcher Einkommensstufe und aus welchem Teil der Gesellschaft) soll die Chance haben, Secondhand-Kleidung anstelle von neuproduzierter Kleidung wählen zu können.

Angefangen bei der zentralen Frage "Woher kommt unsere Kleidung?" über "Was bedeutet Nachhaltigkeit für uns?" bis hin zu "Wofür steht Vinokilo?".

Hoffentlich findest Du eine Antwort auf all die Dinge, die du Dich gefragt hast oder fragst.... und auf die Dinge, die wir versäumt haben, vorher zu kommunizieren.

Wo genau kommt unsere Kleidung her?

Ist die Kleidung wirklich Secondhand?

Die Leute, die schon einmal auf unseren Events waren, können es sicherlich bestätigen, und den Leuten, die noch nie dabei waren, kann ich sagen: es ist kaum zu glauben, dass es sich bei den Schätzen, die wir zu den Veranstaltungen bringen, tatsächlich um "Müll" handelt (Gegenstände, die Menschen weggeworfen haben).
Aber ja, diese Gegenstände kommen zu 100% aus zweiter Hand. Und ja, es steckt eine Menge Arbeit dahinter, bevor die Artikel aussehen, wie im Bild unten.

Woher kommt der "Kleiderabfall"?

Der "Abfall" - unsere Kleidungsstücke - kommt aus der ganzen Welt. Von Kanada bis Norwegen, im Grunde genommen von überall her, aber meistens aus Entwicklungsländern. Die Kleidung ist ursprünglich zum Versand an Länder Übersee wie Afrika und Südostasien gedacht - eine bequeme Lösung für Industrieländer, ihr Abfallproblem zu beseitigen.

Wie bekommen wir Zugang zu diesen Kleidungsstücken?

Die Kleidung kommt von unserem Partner und Freund, der in den Niederlanden wohnt. Tatsächlich fingen wir mit dem gemeinsamen Sortieren in seinem Wohnzimmer in Ost-Amsterdam an. Wir sind derartig gewachsen, dass er mittlerweile Menschen ausbildet, um diese Kleiderabfallentsorgung zu übernehmen und die Kleidung auszusortieren, die wir bei Events verkaufen können.

Unsere Kleidung finden wir in der Regel in sortierten Lagern. Diese Lager befinden sich in ganz Europa und fungieren als Schnittpunkt, an dem die Kleidung gemäß Qualität und Gebrauchstauglichkeit in drei verschiedene Kategorien unterteilt werden. Diese Kategorien sind:

  1. Zum Kauf verfügbar
  2. Kann in Ländern mit niedrigem Einkommen verkauft werden.
  3. Müll  -  der dann auf Deponien landet.

Nach dem Motto "One Man’s trash is another Man’s treasure" wählen wir die Kleidung aus, die Euch nach unserem Gespür am besten gefallen könnte. Wir profitieren von den Daten, die wir durch die explizite Nachfrage unserer Besucher erhalten. Dies ermöglicht es uns, intelligente Entscheidungen rund um die beliebteste Secondhand-Mode zu treffen.

Die Kleider werden gewaschen, repariert, von Hand gefaltet und in Säcke verpackt. Diese Säcke sind leider aus Plastik, aber wir verwenden diese, weil sie robust und durchsichtig sind. Bei jeder Veranstaltung achten wir darauf, die Säcke nicht zu zerbrechen, damit wir sie wieder verwenden können.

Ein Teil (10%) unserer Jacken bekommen wir von wohltätigen Organisationen. In der humanitären Hilfsarbeit wird Kleidung häufig nicht so dringend benötigt und das Geld kann für den Kauf von Medikamenten verwendet werden. An diesem Punkt müssen wir gestehen, dass wir nicht genau wissen, um welche Organisationen es sich dabei handelt und ob dies folglich ein verbesserungswürdiger Umstand ist. Die Organisationen sagen über sich selbst aus, dass sie den Erlös einiger größerer Artikel verwenden, um Vorräte an Medikamenten zu kaufen.

Sollten wir sie nach Afrika gehen lassen, anstatt sie zu verkaufen?

Kleiderspenden für Afrika ist eine stumpfe Idee der Westler. Ich finde es schrecklich, dass in unseren Köpfen die Vorstellung herrscht, dass die Menschen in Afrika nichts zum Anziehen haben. Ich selbst war viele Male in Afrika (absichtlich als "Afrika" verallgemeinert). Mit meiner Kritik ziele ich nicht auf das Konzept, Kleidung zu spenden, sondern die Tatsache, dass bei dieser Wohltätigkeitsarbeit die lokale Wirtschaft zerstört wird. Wirft man einen Blick nach Ruanda, Ghana oder Kenia, kann man klar beobachten, dass in den Ländern, an die Kleidung gespendet oder sehr billig verkauft wurde, die lokale Bekleidungsindustrie größtenteils verschwunden ist.

Tomislav & Robin in Mombasa, Kenya ( 2014 )

Was passiert mit den Kleidern, wenn sie nicht zu uns kommen?

Die Kleidung wird teilweise an andere Unternehmen verkauft, aber ein Großteil dieser Kleidung wird an Entwicklungsländer in Übersee verkauft. Aber auch ein beträchtlicher Teil geht schmerzhaft in die Deponien. Wir sind als Unternehmen zu klein, um darauf Einfluss zu nehmen, aber es hat sich als schwerwiegendes Problem in unser aller Bewusstsein eingebrannt. Wir sind ständig auf der Suche nach einer langfristigen Lösung, um zu verhindern, dass Kleidung auf Deponien oder auf solchen Handelsrouten landet.

Wie wählen Sie die Kleidung aus?

Die Auswahl der Kleidung erfolgt nach dem Wunsch des Käufers. Vor jeder Veranstaltung führen wir eine Facebook-Umfrage durch und fragen potenzielle Veranstaltungsteilnehmer, welche Kleidung sie am liebsten kaufen würden. Auf der Grundlage dieser Anfragen können wir im Laufe der Zeit vorhersagen, welche Kleidungsstücke am ehesten auf dem Markt verkauft werden können. Die Auswahl der Kleidungsstücke erfolgt auf der Grundlage von Qualität, Stoff und Alter der Artikel.

Was könnt ihr über die Qualität der Kleidung sagen?

Wir haben einen außergewöhnlich hohen Qualitätsstandard, jeder Artikel wird geprüft und vor jedem Event handgefaltet!!!

Das ist eine riesige Menge Arbeit, aber es lohnt sich zu 100%, denn wir wollen nicht als schmuddeliges Bekleidungsgeschäft oder verstaubter Vintage-Shop wahrgenommen werden, sondern als DIE Anlaufstelle für Secondhand-Mode, die aussieht wie aus erster Hand.

Unsere Antwort auf die Fast Fashion Industrie.

Stuttgart, Vinokilo Event 2017

Warum verkauft ihr eure Kleidung nicht für einen höheren Preis?

Es ist lustig, aber viele Leute fragen das. Warum verkauft ihr alles so billig?

Es gibt einen einfachen Grund dafür: vor einiger Zeit haben wir beschlossen, uns auf die Kraft unserer positiven Beitrags zu konzentrieren, anstatt reich zu werden. Natürlich sind wir ein Unternehmen, ein Sozialunternehmen, und am Ende des Tages müssen wir unsere Kleidung mit einer gewissen Preisspanne belegen, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Allerdings ist diese Marge bei keinem Artikel so hoch, wie sie woanders sein könnte. Der einfache Grund ist die Kraft unseres positiven Beitrags.

Ein positiver Beitrag—  kommerziell mit Stolz

Ich weiß, dass uns die Menschen in letzter Zeit viel kritisiert haben, weil wir kommerziell sind oder weil wir die Massen erreichen/ anziehen. Um ehrlich zu sein, ich bin super stolz auf diesen Status. Ich bin stolz darauf, dass wir kommerziell tätig sind.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Aber ich denke, es kommt darauf an, wie die Menschen den Begriff "global - impact" wahrnehmen.
Während der Fashion Week 2017 in Berlin schaute ich beim sehr gehypten "Greenshowroom" vorbei. Ich versuchte, mit fast allen Ständen dort ins Gespräch zu kommen. Viele von ihnen waren mir gegenüber super arrogant. Sie wollten lieber mit irgendwelchen Bloggern reden, Champagner trinken und Schokolade essen, als sich meinen nervigen Fragen anzuhören, "Wie alles funktioniert und ob man nicht zusammenarbeiten könnte".
Am meisten interessierte mich der Preis. Ich bin nicht arm, aber bei den hundert Ständen, auf die ich bei der Veranstaltung stieß, konnte ich mir keinen einzigen Gegenstand leisten. Alle Vertreiber sprachen von Nachhaltigkeit und gaben sich die Bezeichnung "The NEW Sustainable Brand": Bessere Lieferketten, bessere Arbeitsbedingungen, effizienterer Umgang mit Ressourcen.
Für mich war das ziemlich enttäuschend.

Wie kann man etwas schaffen und es als eine super nachhaltige globale Lösung mit positivem globalen Beitrag vermarkten, wenn dafür nur 1% der Bevölkerung bezahlen kann? Wie kannst du mit dem Finger auf andere Leute zeigen und sie für den Kauf bei H&M & Zara etc. verurteilen? Haben die bedacht, dass sich diese Leute keine anderen Alternativen leisten können? Dass diese Leute auch cool aussehen wollen? Für mich war es eine Scharade und ich hatte die überheblichen Leute ziemlich satt.
Für mich ist das ganz einfach die herkömmliche Modeindustrie nur mit einem anderen Gesicht, sorry.
Wenn du nicht versuchst deine 'soooo nachhaltigen Produkte' den Massen anzupassen und zu erreichen, verfolgst du dann tatsächlich einen positiven globalen Beitrag als Ziel oder ist das einfach nur Marketing? Mehr produzieren für die, die nicht mehr brauchen?

Welche positiven Auswirkungen habt ihr dann konkret .... ?

Der positive Beitrag von Vinokilo

Was bedeutet Nachhaltigkeit für uns?

VinoKilo war von Anfang an ein Unternehmen von Relation ("Unser Mindset"). Wir haben die Absicht, einen positiven globalen Beitrag zu leisten, indem wir Menschen zu einem alternativen Konsum inspirieren. Mit diesen Menschen meinen wir nicht etwa die Top 1% in der Gesellschaft, sondern ganz einfach jeden. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, die Denkweise der Menschen so zu erweitern, dass Secondhand den Status von Firsthand erlangt. Und ja! auch, dass es Ordnung ist, zu konsumieren und cool aussehen zu wollen. Hier hat VinoKilo Angebot für diesen Kompromiss.

Wir ermutigen die Menschen, Kleidung als zeitlose Kunstwerke zu sehen. Im Gegensatz zu neuen Produkten, die von der Bekleidungsindustrie hergestellt werden, trägt Vintage-Kleidung eine Geschichte. Sie erzählen Geschichten. Durch ihren Konsum werden die Menschen ermutigt, kreativ zu sein.

Vinokilo — be creative about yourselves

Wir schaffen nicht nur neue Lebenszyklen für die von uns verkauften Kleidungsstücke, der Kunde fühlt nicht nur die Freude und Zufriedenheit, einen Beitrag zur "Nachhaltigkeit" zu leisten, sondern diese Art des Konsums kann auch neue Denkweisen hervorbringen. Sie spielt eine große Rolle, wenn Frustration und Schuldgefühle überwunden werden, was zu einer Begeisterung für weitere neue Ideen führt. Ein Paradigmenwechsel.

Daher inspirieren wir die Menschen dazu, Kleidung als zeitlose Kunstwerke zu sehen, die ununterbrochen weiterleben können und sich nicht weniger von neu industrialisierter Kleidung unterscheiden items - only, weil sie Geschichten / Geschichte trägt.

Nachhaltigkeit  -  etwas Hintergrundrecherche

In den vergangenen Jahrzehnten hat eine Wegwerfkultur dazu geführt, dass Kleidung mehr als Geschenkpapier und weniger als wiederverwendbare, funktionelle Kunst angesehen wird. Eine Kultur, in der Kleidung gekauft, getragen und entsorgt wird.
Eine Kultur, die den Aufstieg von schnellen Modemarken wie Zara, Primark und H&M sah.
Eine Kultur, in der die Werbeindustrie Idole aus dem Show-Biz (Models, Schauspieler, Filmstars) benutzt, um die Sehnsucht der Menschen zu wecken, wöchentlich oder sogar täglich einkaufen zu gehen, was zu gegebener Zeit zu einer buy - throwaway-Routine geführt hat.

Wenn wir diese Kultur jetzt in die Statistik aufnehmen!

Die Amerikaner führen diese widerspenstige Statistik an, indem sie jedes Jahr 70 Pfund Kleidung, Wäsche und andere Textilien wegwerfen. Pro Person: Die verschiedenen Länder in Europa können, auch wenn sie eine deutlich niedrigere Statistik von etwa 30-40 Pfund haben, nicht als ökologische Superstars bezeichnet werden.

Insgesamt fallen in unseren Deponien jährlich etwa 10 Millionen Tonnen fester Siedlungsabfälle an.
Das mag für viele schockierend sein, für viele andere mag es recht vertraut klingen.

Die Modeindustrie ist die zweit-verschmutzendste der Welt.

Aber denken Sie ... im Moment gibt es 800 Millionen Tonnen Kleidung, die nicht genutzt werden. Sie liegen herum.

Ja, es ist ein Problem, aber es gibt auch eine Chance.

Wir @Vinokilo wollen diese unbenutzten Kleidungsstücke nutzen.

Was können wir verbessern

Die Vans, die die Kleidung zu uns Events bringen, sind Diesel, wofür wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Lösung haben.

Wir haben 10 % beschädigte Plastiksäcke pro Veranstaltung, die wir nicht wiederverwenden können.

Menschen haben Kleidung von rechten Gruppen / kriminelle Organisationen in unserem Bestand gefunden. Ja, alle Kleidungsstücke sind aus zweiter Hand und ja, auch rechte Gruppen entsorgen die Kleidung. Wir werden uns bilden, um zu versuchen, diese unglücklichen Vorfälle zu reduzieren.

Sprecht mit uns

Wir stehen erst am Anfang, einige von Euch werden vielleicht zustimmen, andere werden mit dem Weg, den wir einschlagen, nicht einverstanden sein. Was völlig in Ordnung ist.

Wir bitten Euch, mit uns in den Diskurs zu gehen, lasst uns miteinander reden, Meinungen und Ideen austauschen. Wir sind lernbegierig, das meine ich wirklich.

Mit ganz viel Liebe.

Robin (im Namen des Vinokilo Teams)


The Illustration on the top of the article has been created by the artist Lucy Bohr.